Dacia Spring verliert massiv an Ladung: So reagiert der Hersteller - EFAHRER.com

2023-03-16 16:32:01 By : Ms. Jay Wong

Der Dacia Spring zählt zu den günstigsten E-Autos auf dem deutschen Markt. Klar, dass man bei dem Modell keine allzu hohen Ansprüche stellen darf. Doch Batterieprobleme sollten nicht selbstverständlich sein. Doch genau das scheint bei einigen Springs aus der 2022er-Produktion der Fall zu sein. Die Betroffenen, wie unser Leser Klaus K., fühlen sich im Stich gelassen. 

Der Klimawandel muss abgewendet werden, Sprit wird immer teurer und der Wechsel auf alternative Antriebe ist sowieso über kurz oder lang unausweichlich, wenn man nur ein Fünkchen Umweltbewusstsein hat. Warum also nicht gleich einen Stromer kaufen? Ebendies dachte sich auch Klaus K. und unterzeichnete im Mai 2022 den Kaufvertrag für einen nagelneuen Dacia Spring (hier geht's zum EFAHRER-Test) für die Nutzung in seiner Berliner Krebsgruppe. Schon die Abholung des Neuwagens knapp zwei Monate später förderte so einige Ungereimtheiten zutage.

„Dort musste ich feststellen, dass die Bedienungsanleitung sowohl für das Fahrzeug als auch für das Navigationssystem fehlte und das Fahrzeugdisplay war in italienischer Sprache. Außerdem hat das Schuko-Ladekabel gefehlt“, schildert Klaus. Zwischenzeitlich lieferte das Autohaus Ladekabel und Bedienungsanleitung zwar nach, die Bediensprache war aber auch noch im Dezember 2022 Italienisch. Weiterhin ist beim ersten Zuschlagen der Fahrertür durch den neuen Besitzer sofort der Bedienknopf der Leuchtweitenregulierung abgefallen und ließ sich auch nicht wieder befestigen. Das waren aber bei Weitem nicht die größten Probleme des kleinen Dacia.

Dass der Spring die italienische Sprache zeigt, liegt daran, dass Renault einige Fahrzeuge, die eigentlich für Italien gedacht waren, wegen der hohen Nachfrage von Renault nach Deutschland umleitete. Landesspezifische Anleitungen und Ladekabel lieferte der Herstelle bei diesen Versionen immer nach. Eigentlich hätte die Umstellung der Bediensprache schon beim Händler in Deutschland erfolgen sollen, der dies in diesem Fall allerdings versäumte.

Im Laufe der Nutzung des kleinen Rumänen fiel Klaus ein weit größeres Problem auf: „Ich war eine Woche im Urlaub und mein Fahrzeug hat in der Zeit 80 Prozent der Ladung verloren.“ Bei einer anderen Gelegenheit trat das Problem erneut auf: "Gestern war ich auf dem Deutschen Krebskongress und habe mein Fahrzeug mit 19 Prozent Ladestand auf dem Parkplatz abgestellt. Am Abend waren es nur noch 10 Prozent und als ich auf der Stadtautobahn war, wurden mir plötzlich nur noch 5 Prozent Ladung angezeigt. Ich habe ständig Angst, dass ich mein Ziel nicht erreiche und das Fahrzeug liegen bleibt“, schreibt Klaus.

Klaus reagierte sofort, dokumentierte die Vorfälle mittels Fotos und schickte sie an die Renault-Werkstatt, die den Dacia ausgeliefert hatte. Auch mehrere Mahnschreiben brachten lange keinen Erfolg. Erst als sich Klaus Hilfe suchend direkt an Renault Deutschland wandte, bekam er endlich einen Werkstatttermin. Zuvor vertröstete der Kundenservice ihn mehr als ein halbes Jahr lang immer wieder telefonisch. Das, obwohl die Berliner Krebsgruppe auf ein zuverlässig funktionierendes Fahrzeug zur Wahrnehmung wichtiger Termine angewiesen ist.

Bis Mitte Dezember hat es gedauert, bis der im Mai 2022 gekaufte Spring endlich einen Werkstattermin erhielt. Mittlerweile hatte er aber noch mit einigen Problemen mehr zu kämpfen. So machte zwischenzeitlich auch die Abdeckung des Ladesteckers aufgrund von tiefen Temperaturen Probleme: Sie ließ sich schlicht nicht mehr öffnen. Zudem nahm Klaus während der Fahrt ein kratzendes Geräusch wahr, vor allem bei langsamem Tempo. Ebenfalls negativ fiel Klaus auf, dass der rechte Frontscheinwerfer ab Werk inakkurat eingebaut war.

Beim Werkstattermin konnte schließlich das massivste Problem des Ladeverlustes nachvollzogen werden. Dazu musste der Spring für verschiedene Messreihen und weitere Tests mehr als zwei Wochen über den Jahreswechsel 2023 hinaus in der Werkstatt bleiben. Da die Mitarbeitenden dort über Weihnachten erneut 25 % Ladeverlust feststellten und es laut Renault in Deutschland noch viele Springs mit der gleichen Problematik gäbe, habe man jetzt den Fall bei der Deutschland-Zentrale auf die zweite und somit höchste Eskalationsstufe gesetzt, teilte uns Klaus in seiner letzten Mail mit. Sein Fall soll nach endgültiger Lösung quasi als Blaupause für alle anderen Fälle mit den gleichen Problemen gelten, wie es heißt.

Das Ende des langen Pannen-Wegs: Klaus will seinen Spring nicht mehr. Er hat zwischenzeitlich mit Renault Deutschland und seiner Renault-Werkstatt (Renault König in Finsterwalde-Maaßen) telefoniert und möchte vom Kaufvertrag zurücktreten. Dies müsse aber noch von der Renault-König-Zentrale geprüft werden, wie es heißt. „Ich werde heute ein Einschreiben mit Rückschein an Renault König schicken, mit dem Wunsch, den Kaufvertrag zu wandeln“, teilte uns Klaus Ende Januar abschließend mit. 

Die EFAHRER.com-Redaktion wandte sich mit Klaus' Anliegen an die Pressestelle von Dacia. Wir wollten herausfinden, was genau das Problem mit dem Spring ist. Die Pressestelle nimmt wie folgt Stellung: 

"Es liegt keine Entladung vor, sondern eine Sicherheitsfunktion, um - bei geringen Außentemperaturen und geringem Ladezustand der 12-Volt-Bordbatterie -  das 12-Volt-Bordnetz eines über einen längeren Zeitraum ungenutzten Fahrzeuges aufrechterhalten zu können. Die Hochvolt-Batterie hindert durch diese Funktion die Entladung der 12-Volt-Batterie, damit eben der Einsatz des Fahrzeugs jederzeit möglich ist."

Die Erklärung, diese Sicherheitsfunktion sei rein technisch keine Entladung, ist womöglich eine technisch korrekte Erklärung des Problems, die dem Kunden allerdings nicht hilft, schließlich haben andere Autos nicht mit solchen Kapazitätsverlusten zu kämpfen.

Im Springforum steht Klaus' nach wie vor mit Leidensgenossen in Kontakt. Einer von ihnen besitzt zwei verschiedene Modelle - einen aus 2021 und einen aus 2022. Während es bei dem 2021er-Dacia keinen Anlass zum Klagen gibt, zeigt das 2022er-Modell die gleichen Probleme mit Ladeverlusten. Überdies betont Klaus uns gegenüber, dass bei den von ihm dokumentierten Fällen im Spätsommer und Herbst 2022 Temperaturen um 25 Grad herrschten.

Schlussendlich ist es schon beachtlich, dass die Batterie im Laufe eines Tages satte neun Prozent Kapazität verliert. Solch unkalkulierbare Akkuverluste sind ein Ärgernis, das gerade dann verhängnisvoll werden kann, wenn die Batterie ohnehin schon einen geringen Füllstand aufweist.

EFAHRER.com meint: Stimmen die Angaben unseres Lesers, wirft das kein gutes Bild auf Dacia. Nicht nur, dass solche Ladeverluste innerhalb von Stunden höchst ungewöhnlich sind, sondern auch der von unserem Leser geschilderte Umgang mit ihm seitens des Autohauses ist keine akzeptable Geschäftspraxis - zumal Renault laut Klaus K. schon von mehreren identischen Problemen wusste. So ist es kein Wunder, dass der Leser nun von seinem Kaufvertrag im Rahmen einer Wandelung zurücktreten möchte. 

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